Aktuelle News · 30.12.2022

Ratgeber: Aktien bei Inflation - So schützen Sie Ihr Vermögen

Sind Aktien ein guter Inflationsschutz? ► Erfahren Sie, in welche Aktien Sie jetzt investieren sollten.

Jetzt lesen
Aktien Finanzratgeber

Autor*in Tobias Gabriel

Aktien bei Inflation: So schützen Sie Ihr Vermögen

Sind Aktien in Zeiten einer Inflation eine gute Anlagemöglichkeit? Immer wieder wird diskutiert, ob Aktien einen eingebauten Inflationsschutz besitzen. Die Antwort hängt unter anderem von der Branche und der Höhe der Preissteigerung ab. Wir haben Studien und Expertenmeinungen zusammengetragen.

Auf einen Blick: Aktien bei Inflation

  • Aktien sind bei Inflation in der Regel die bessere Alternative zu Bargeld oder Anleihen.
  • Durch die unsichere Lage und die zurückgehende Investitionsbereitschaft kann es vor allem bei einer hohen Inflationsrate zu generellen Kursrückgängen kommen
  • Studien zeigen, dass vor allem Value-Aktien ein guter Inflationsschutz sein können. Dabei handelt es sich um Wertpapiere von etablierten Unternehmen mit soliden Fundamentaldaten und – im Idealfall – hohen Dividenden.
  • Growth-Aktien sind hingegen oft die Verlierer, wenn die Zinsen für Fremdkapital steigen und die Investitionsbereitschaft in innovative Ideen zurückgehen.
  • Auf lange Sicht betrachtet bieten breit gestreute Aktienfonds einen guten Inflationsschutz.

In welche Aktien sollte ich während einer Inflation investieren?

Diese Frage kann nicht pauschal beantwortet werden. Aktien mit folgenden Merkmalen haben sich zumindest in früheren Inflationen bewährt:

  • Alleinstellungsmerkmal: Das Unternehmen hat eine Monopolstellung oder ein überzeugendes Alleinstellungsmerkmal und kann die Preissteigerungen an seine Kunden weitergeben.
  • Hohe Eigenkapitalquote: In einer Inflation steigen in der Regel nicht nur die Preise, sondern auch die Zinsen. Das bringt Unternehmen mit hohem Fremdkapitalbedarf in die Bredouille. Etablierte Unternehmen mit solider Finanzstruktur kommen besser durch die Krise.
  • Stabile Nachfrage: Selbst bei Kaufkraftverlust wollen oder können Konsumenten auf diese Güter oder Dienstleistungen nicht verzichten. Das sind zum Beispiel Medikamente, Energie oder Lebensmittel.

Zusammen stabil durch die Inflation

Sie wollen Ihr Vermögen ohne Wertverlust durch die die Inflation bringen? Als Mitglied der Hanseatischen Anleger-Community profitieren Sie vom Austausch mit anderen Anlegern. Sie erhalten Zugang zu unabhängigen Fakten und wissenschaftlich fundierten Expertenmeinungen. Wählen Sie zwischen einer dauerhaft kostenlosen Basismitgliedschaft und einer Premium-Mitgliedschaft.



Das spricht für Aktien als Geldanlage bei Inflation

Unternehmensbeteiligungen gelten als Sachwerte. Wenn Unternehmen die Preise steigern können, steigen auch oft auch ihre Gewinne und die Ausschüttungen an Aktionäre.

Aktien als bessere Alternative zu Bargeld und Anleihen

Im Vergleich zu Bargeld und Anleihen bietet der Aktienmarkt teilweise besseren Schutz vor Inflation. Vor allem bei hohen und andauernden Preissteigerungen und gleichzeitig niedrigen Zinsen, verlieren Sparer und Anleihen-Anleger besonders an Kaufkraft. Zwar kann sich hohe Inflation auch negativ auf die relativen Aktienbewertungen auswirken, aber das gilt vor allem für hoch bewertete Technologietitel.

Dividenden- und Value-Aktien als Inflationsgewinner

Einen echten Inflationsschutz kann es nur geben, wenn Unternehmen die Preise ihrer Produkte parallel erhöhen und durchsetzen können. Das ist insbesondere für Produkte des täglichen Bedarfs und andere notwendige, schwer ersetzbare Dinge der Fall. Noch besser ist es, wenn Unternehmen dabei über flexible Kostenstrukturen verfügen und möglichst geringen Investitionsbedarf haben. Dann können höhere Gewinne erzielt und an Anleger ausgeschüttet werden, was bessere Renditen ermöglicht als die nur moderat gestiegenen Zinsen von Anleihen. Entsprechend werden vor allem Dividenden- und Value-Aktien stärker nachgefragt und können im Idealfall sogar gegen den Trend zulegen.

Eine Studie des Asset Managers GMO kommt zu einem ähnlichen Ergebnis („Inflation as the Source of the Bond, Equity, and Value Premia“). Demnach bieten insbesondere Value-Aktien einen Wertspeicher sowie eine Inflationsabsicherung. Das liegt daran, dass deren Dividenden meist stärker als die Preissteigerungen zulegen können.

Beim Segment der Wachstumsaktien hängt die relative Entwicklung dagegen stark vom Zusammenhang zwischen Cashflows und Realzinsen ab. Letztere waren in der jüngsten Zeit deutlich negativ, was die Bewertungen von Growth-Aktien erheblich belastete.

Das spricht gegen Aktien als Geldanlage bei Inflation

Eine andauernde Inflation kann sich negativ auf Beschäftigung und Wohlstand auswirken. Eine unsichere Marktlage führt oft zu den hohen Kursschwankungen an der Börse. Vor allem Investitionen in Zukunftstechnologien und Growth-Unternehmen gehen zurück.

Hohe Preissteigerungen führen zu schlechteren Aktienbewertungen

Es gibt aber auch Erkenntnisse, wonach Aktien bieten keinen Schutz vor Inflation bieten – ganz im Gegenteil. Der kanadische Analyst Julian Klymochko teilte ein Chart des Investmenthauses Schroders, der den empirischen Zusammenhang zwischen Inflation und Aktienbewertungen zeigt

Die Grafik zeigt den empirischen Zusammenhang zwischen jährlicher US-Inflationsrate (gemessen anhand des Consumer Price Index) und Höhe des Kurs-/Gewinn-Verhältnisses am Aktienmarkt. Untersuchter Zeitraum: März 1973 bis Dezember 2020.

Bei niedriger Inflation ist der Zusammenhang zwar eher diffus, aber bei höheren Preissteigerungen waren in der Vergangenheit systematisch niedrigere Bewertungen zu beobachten.

Aktuelle Lage deutet auf weitere Kursverluste hin

Daraus lässt sich für den breiten Aktienmarkt nichts Gutes ableiten – und erst recht kein Schutz vor der Inflation ausmachen. Denn in der Vergangenheit waren die Bewertungen (und damit relativ betrachtet auch die Kurse) vor allem bei hohen Inflationsraten niedrig. Nimmt man eine Inflation von rund 8,5 Prozent an, wie sie zuletzt in den USA herrschte, würde momentan ein Kurs/Gewinn-Verhältnis des Aktienmarktes von etwa 11 ins Bild passen. Tatsächlich lag es aber zuletzt bei rund 20 und damit fast doppelt so hoch als zu erwarten wäre. Das bedeutet: Trotz der bereits erfolgten Kursrückgänge haben Aktien weiterhin historisch hohe Bewertungen, was eher weiteres Abwärtspotenzial signalisiert.

Es kommt auf die Art der Inflation an

Das bekannteste Maß für die Art der Inflation ist die gemessene, historische Preissteigerung. Daneben spielt die von den Marktteilnehmern erwartete Preissteigerung eine wichtige Rolle sowie – ganz besonders – die unerwartete Inflation. Das geht aus der Studie „Unexpected Inflation and Real Stock Returns“ hervor. Demnach hängt unerwartet hohe Inflation mit unterdurchschnittlichen Renditen am Aktienmarkt zusammen. Einige Kapitalmarktprofis wie Nicolas Rabener von FactorResearch bezeichnen es als Mythos, dass Aktien eine Inflationsabsicherung bieten. Stattdessen plädiert Rabener für aktive Handelsstrategien wie etwa systematische Trendfolge mit Rohstoffen.

Cookie-Einwilligung mit Real Cookie Banner