Aktuelle News · 08.03.2022
Marktkommentar: Europas Aktienmärkte brechen ein
Aus dem Pfadfinder-Brief Nr. 05 vom 05. März 2022, von Daniel Haase, Fondsmanager und Vorstand beim Hamburger Vermögensverwalter HAC
Jetzt lesenSehr geehrte Leserinnen und Leser,
eigentlich war dieser Pfadfinder-Brief erst für den 12. März geplant, doch angesichts der heftigen Kursverluste an den europäischen Aktienmärkten ziehen wir diese Ausgabe vor. Der DAX gab allein in dieser Woche glatte 10% ab. Seit dem Hoch vom 18. November (16.290 Punkte) hat der deutsche Leitindex damit rund 20% an Wert verloren. Der Krieg in der Ukraine mit all seinen politischen und wirtschaftlichen Folgen für Europa verdeutlicht einmal mehr, wie krisenanfällig unser Kontinent geworden ist. Schon seit Jahren predigen wir bei HAC, dass jeder, der sein laufendes Einkommen in Euro bezieht, dessen Immobilienvermögen in Deutschland/Europa steht und dessen Unternehmen ebenfalls in Europa beheimatet ist, zumindest in seinem Wertpapierdepot einen internationalen Ansatz verfolgen sollte, um so wenigstens in Teilen seine Abhängigkeit von den Entwicklungen in Europa zu reduzieren.
In der jüngsten Überprüfung des Aktienportfolios im Marathon Stiftungsfonds ist der Anteil europäischer und amerikanischer Aktien signifikant geschrumpft und der Anteil von Qualitätsaktien aus Asien deutlich gewachsen. Auf die Wertentwicklung des Stiftungsfonds hat sich diese Veränderung sehr positiv ausgewirkt. Zwar mussten auch unsere Aktien Rücksetzer hinnehmen, doch diese fielen kleiner aus als die Erträge der vom Pfadfinder-System veranlassten Absicherungsmaßnahmen. In der Folge legte der Stiftungsfonds in dieser Woche zu. Nach unseren eigenen Berechnungen dürfte unsere KVG HANSAINVEST am Montag neue Allzeithochs für den Stiftungsfonds veröffentlichen.
Auch wenn dies nur eine Momentaufnahme ist, die keine Garantie für zukünftige Entwicklungen bietet, so verdeutlicht sie doch ziemlich eindrücklich, dass Qualität bei der Aktienauswahl und aktives Risikomanagement im aktuellen Umfeld große Vorteile bietet.
Aus der Sicht eines Euro-Anlegers stimmt im aktuellen Umfeld eines zusätzlich bedenklich: Der Euro wird von den Märkten rundweg als krisenanfällige Schwachwährung wahrgenommen. Die Gemeinschaftswährung ist schwach gegenüber dem Schweizer Franken, schwach gegenüber dem britischen Pfund, schwach gegenüber dem US-Dollar, schwach gegenüber dem japanischen Yen, schwach gegenüber dem Singapur-Dollar, schwach gegenüber dem australischen und dem kanadischen Dollar usw.
Im Vergleich dazu war die D-Mark ein Hort der Stabilität. Die frühere Bundesbank hätte die derzeitige, exorbitante Inflation sicher zum Anlass für harte Zinsschritte genommen. Die EZB hingegen verschiebt die Bekämpfung der Inflation mit Verweis auf die negativen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine und der Russland-Sanktionen für Europas Volkswirtschaften. Doch zusätzliche, günstige Liquidität für Regierungsausgaben in einem bereits recht inflationären Umfeld ist ein Spiel mit dem Feuer. Grundsätzlich gilt, dass Beteiligungen an werthaltigen Unternehmen politische Krisen weit besser überstehen als Sparguthaben oder Regierungsanleihen. Aktives Risikomanagement kann helfen, die hierbei auftretenden Kursschwankungen in einem erträglichen Ausmaß zu halten.
Als besonders effektiv werden derzeit die finanziellen Sanktionen beurteilt, die der Regierung in Moskau den Zugriff auf die gewaltigen Dollar- und Euro-Devisenreserven Russlands verunmöglichen. Doch auch hier gibt es möglicherweise erhebliche Nebenwirkungen. Die chinesische Führung wird im Lichte dieser Sanktionen die Sicherheit ihrer eigenen Devisenreserven vermutlich neu beurteilen und die Loslösung vom Dollar vorantreiben. Risikomanagement ist in vielerlei Hinsicht in dieser Dekade Trumpf.
Herzliche Grüße
Ihr Daniel Haase
PS: Der nächste Pfadfinder-Brief ist für Samstag, den 19. März 2022, geplant.
ÜBER Daniel Haase
Daniel Haase (geb. 1976, Mecklenburg) ist Fondsmanager und Vorstand der HAC VermögensManagement AG in Hamburg. Die Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands zeichnete sowohl die von ihm entwickelten Methoden zur Trendanalyse (2009) als auch jene zur Aktienauswahl (2019) mit VTAD Awards aus. Seit 2015 ist der gelernte Bankkaufmann beim Hamburger Vermögensverwalter HAC als Vorstand für das Asset Management zuständig. Nachdem der Marathon Stiftungsfonds (WKN: A143AN) des Hamburger Finanzhauses auch den Corona-Crash erfolgreich meisterte, verliehen die Ratingagenturen FWW und Morningstar dem Fonds im Sommer 2020 die bestmögliche Bewertung von fünf Sternen. Sein Marktkommentar (Pfadfinder-Brief) erscheint alle zwei Wochen und ist Bestandteil des Community-Premium-Pakets.