Aktuelle News · 11.04.2022
Marktkommentar: Hohe Inflation … bis die Nachfrage bricht (Rezession)
Aus dem Pfadfinder-Brief Nr. 07 vom 03. April 2022, von Daniel Haase, Fondsmanager und Vorstand beim Hamburger Vermögensverwalter HAC
Jetzt lesen«Wenn sie kein Brot haben, dann sollen sie doch Kuchen essen.»
Marie Antoinette (Königin von Frankreich und Navarra während der Revolution 1789)
Der Satz wurde ihr zugeschrieben, belegte Quellen gibt es meines Wissens nicht.
«Wir können auch einmal frieren für die Freiheit. Wir können auch mal ein paar Jahre …
weniger an Lebensglück und Lebensfreude haben.“
Alt-Bundespräsident Joachim Gauck, in einem vermutlich warmen ARD-Studio (2022)
«Mein Arbeitsplatz, mein Kampfplatz für den Frieden.»
Aufschrift auf einem Propaganda-Plakat in meinem Heimatdorf zu DDR-Zeiten
«Es besteht die Gefahr einer Hungersnot.»
Martin Brudermüller, BASF-Vorstandschef am 31. März 2022 in der Frankfurter
Allgemeinen Zeitung (FAZ-Link, zerohedge-Link)
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
in seinem Buch „Die Schlafwandler“ beschreibt der renommierte Historiker Christopher Clark eindrucksvoll und detailreich die unterschiedlichen Motivationen und divergierenden Interessenslagen der wichtigsten politischen Akteure im alten Europa in den Jahren, Monaten, Wochen und Tagen vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs. Wenn ich mir manche aktuellen Nachrichten anschaue und parallel dazu beispielsweise die Warnungen von Martin Brudermüller, dem Chef des weltgrößten Chemie-Konzerns BASF, lese, fühle ich mich an Clarks Bestseller erinnert. In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung warnt Brudermüller in dieser Woche eindringlich vor einer katastrophalen Wirtschaftskrise, falls die Energieimporte aus Russland unterbrochen werden. Mit Blick auf den drohenden Stopp der Düngemittelproduktion sieht Brudermüller für 2023 sogar die reale Gefahr einer Hungersnot. Was mag nach der (vermutlich im recht warmen ARD-Studio) ausgegebenen Parole: „Frieren für die Freiheit“ als nächstes kommen? Vielleicht „Hungern für den Frieden?“ Wenn die Historie – auch am Beispiel von Marie Antoinette – eines lehrt, dann dass es politisch sehr schnell sehr hässlich werden kann, wenn Güter selbst für elementarste, menschliche Bedürfnisse knapp werden.
Woran es Regierungen in einem solchen Umfeld allerdings nie mangelt, ist Geld. Notfalls wird es gedruckt. Das wusste schon Goethe:
«Ich habe satt das ewige Wie und Wenn;
Es fehlt an Geld, nun gut, so schaff´ es denn!»
Kaiser an Mephisto in Johann W. Goethes „Faust II“
«Ich schaffe was ihr wollt und schaffe mehr“»
Mephisto an Kaiser in Johann W. Goethes „Faust II“
(Ob Goethe in Mephisto einen typischen Zentralbanker sah, ist nicht überliefert.)
Was sollte ein Anleger in der beschriebenen Ausgangslage sinnvollerweise tun und was eher lassen? Eine ausgesprochen schlechte Wahl scheint mir zu sein, langfristig im einzigen nicht knapp werdenden Gut investiert zu bleiben: Papiergeld. Das betrifft selbstverständlich auch alle nominalen Zahlungsversprechen (Anleihen, Termingeld etc.). Geld können und werden die Zentralbanken im Bedarfsfall immer drucken und die Finanzminister werden es nach politischem Gutdünken verteilen. Mit realen Gütern geht das nicht.
Eine weitaus attraktivere Wahl dürfte es daher sein, sich auf jene Güter zu konzentrieren, für die die Nachfrage in diesem Umfeld stark und das Angebot knapp bleiben wird. Am einfachsten geht dies sicherlich durch den Kauf von Aktien eben jener Unternehmen, die diese Güter herstellen.
Dank unserer regelbasierten Aktienauswahl haben sich unsere Fondsportfolien bereits genau darauf ausgerichtet: Im defensiven STIFTUNGSFONDS sind Basiskonsumgüter der mit Abstand größte Sektor, im offensiven MEGATRENDS sind es Grund- und Rohstoffproduzenten aus aller Welt.
Herzliche Grüße
Ihr Daniel Haase
PS: Der nächste Pfadfinder-Brief ist für Samstag, den 23. April 2022, geplant.
ÜBER Daniel Haase
Daniel Haase (geb. 1976, Mecklenburg) ist Fondsmanager und Vorstand der HAC VermögensManagement AG in Hamburg. Die Vereinigung Technischer Analysten Deutschlands zeichnete sowohl die von ihm entwickelten Methoden zur Trendanalyse (2009) als auch jene zur Aktienauswahl (2019) mit VTAD Awards aus. Seit 2015 ist der gelernte Bankkaufmann beim Hamburger Vermögensverwalter HAC als Vorstand für das Asset Management zuständig. Nachdem der Marathon Stiftungsfonds (WKN: A143AN) des Hamburger Finanzhauses auch den Corona-Crash erfolgreich meisterte, verliehen die Ratingagenturen FWW und Morningstar dem Fonds im Sommer 2020 die bestmögliche Bewertung von fünf Sternen. Sein Marktkommentar (Pfadfinder-Brief) erscheint alle zwei Wochen und ist Bestandteil des Community-Premium-Pakets.