Aktuelle News · 19.04.2021

Ratgeber: House Money Effekt – Wie Ihr Gehirn Profite verjubelt

Der House Money Effekt lässt sich oft im Casino beobachten: Ein anfänglicher Gewinn verleitet Spieler dazu, im Laufe des Abends alles wieder zu verjubeln. Erfahren Sie hier, wie Sie diesen Effekt bei Ihrer Geldanlage umgehen.

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Finanzpsychologie Finanzratgeber

Autor*in Tobias Gabriel

Der House Money Effekt lässt sich oft im Casino beobachten: Ein anfänglicher Gewinn verleitet Spieler dazu, im Laufe des Abends alles wieder zu verjubeln. Erfahren Sie hier, wie Sie diesen Effekt bei Ihrer Geldanlage umgehen.

Auf einen Blick: Wie Sie den House Money Effekt vermeiden

  • Die Gefahr für den House Money Effekt steigt vor allem nach (unverhofften) Gewinnen.
  • Behalten Sie Ihren Anlagekurs und Ihre Risikotoleranz konstant – unabhängig vom Auf und Ab an der Börse. 
  • Investieren Sie nach größeren Aufwärtsbewegung bewusst etwas konservativer.

Was genau ist der House Money Effekt?

Richard Thaller und Eric J. Johnson haben den House Money Effekt 1990 in der Fachzeitschrift “Management Science” erstmals beschrieben. Es handelt sich um eine Fehleranfälligkeit des Gehirns: Menschen tendieren dazu, unverhoffte Gewinne (“Hausgeld”) mit einem höheren Risiko zu reinvestieren.

Beispiel: Der House Money Effekt im Casino

Stellen Sie sich vor: Sie sind in einem Casino in Las Vegas. Im Vorbeigehen werfen Sie 25 Cent in einen Spielautomaten. Plötzlich klingelt es und Sie gewinnen 100 Dollar. Meinen Sie, dass Ihr Verhalten für den Rest des Abends dadurch verändert wird? Gehen Sie möglicherweise gewagtere Wetten ein? 

Gegenbeispiel: Nehmen Sie an, dass Ihnen vor dem Casino 100 Dollar aus dem Portemonnaie gestohlen wurden. Wird das Ihr Verhalten am Abend beeinflussen?

Lässt sich der House Money Effekt auf die Geldanlage übertragen

Viele Menschen überschätzen die Chance, auch weiterhin zu gewinnen. Lässt sich der House Money Effekt auch bei Aktien-Investoren beobachten? Die Psychologen wollten es wissen und beobachteten das Verhalten von Anlegern, deren Kurs gerade 100 Dollar gestiegen oder gesunken ist. Das Ergebnis: Auch hier wurde der Gewinn höheren Risiken ausgesetzt als ursprünglich gesetzte Beträge des eigenen Geldes. 

Was hat der House Money Effekt mit dem Break-Even-Effekt zu tun? 

Der Break Even Effekt beschreibt ebenfalls ein mentales Phänomen: Das Bestreben, einen Verlust wieder auszugleichen, ist so groß, dass Menschen dafür ein höheres Risiko eingehen. 

Beispiel:

Person A startete mit 100$, fiel auf 80$ und konnte die 20$ Verlust mit einer riskanten Wette die wieder ausgleichen. Dafür ging sie ein wesentlich höheres Risiko ein als Person B bereit zu tragen wäre, die bei 70$ stünde und 20$ gewinnen könnte. Das Chance-Risiko-Verhältnis ist dasselbe. Nur das „Framing“, also der äußere Rahmen der Wette, ist ein anderer.

Dieser Break-Even-Effekt ist nicht intuitiv, da Verluste normalerweise die Risikobereitschaft sinken lassen, um weitere Verluste zu vermeiden. Das ändert sich nach Thaler und Johnson jedoch in der Nähe des „Break-Even-Punktes“, also wenn die Aussicht besteht, den Verlust komplett auszugleichen. 

Was sind aktuelle Beispiele für den Hausgeld-Effekt? 

Langfristige Anleger lassen sich vom Hausgeld-Effekt genauso verleiten wie die Probanden der Studie. Wer aktuell von der Hausse seit der Corona-Krise übermäßig profitieren konnte (z.B. durch Technologie-Aktien), ist eher dazu bereit, riskante Börsengeschäfte zu tätigen. So stiegen in den letzten Monaten die Kurse riskanter Anlagen extrem an, wie der Bitcoin oder die Tesla-Aktie

Die „gewonnenen“ Erträge aus den geglückten Anlagegeschäften werden mental anders bewertet als selbst erarbeitetes Geld. Das Motto dabei: „Wenn ich das Geld verliere, bin ich ja bloß wieder auf null, dafür habe ich aber die Chance, dass es exponentiell steigt“. Dabei wird das häufig das Risiko außer Acht gelassen, deutlich unter null landen zu landen. Die Risiken werden unterschätzt und der positive Börsen-Trend in die Zukunft extrapoliert. 

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