Aktuelle News · 27.04.2022

Ratgeber: Börse in Krisenzeiten - Diese 11 Fehler sollten Anleger vermeiden

Wie Sie Geld in Aktien richtig anlegen. Inflation, Corona, Ukraine: Das sollten Anleger jetzt wissen ►3 Warnsignale für eine anhaltende Börsenkrise ►11 Fehler und wie Sie diese umgehen

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Finanzratgeber

Autor*in Tobias Gabriel

Börse in Krisenzeiten: Diese 11 Fehler sollten Anleger vermeiden

Inflation, Pandemie, Ukraine-Krieg: Nach vielen starken Börsenjahren verdichten sich die Anzeichen, dass der Kapitalmarkt anspruchsvoller wird. Diese 11 Fehler sollten Sie in schwierigen Börsenzeiten vermeiden. Wie Sie Geld in Aktien richtig anlegen erfahren Sie in diesem Beitrag.

Fehler an der Börse im Überblick

  1. Angst vor Aktien haben: Trotz Kursschwankungen zählen Aktien, Fonds und ETFs zu den profitabelsten Anlageformen. Die Voraussetzung ist, dass Sie breit streuen und eine langfristige Strategie verfolgen.  
  2. In finanzpsychologische Fallen tappen: Der erste Schritt, um diese zu umgehen ist, kognitive und emotionale Trugschlüsse zu kennen und das eigene Verhalten kritisch zu reflektieren.  
  3. Exponentielles Wachstum unterschätzen: Investieren Sie frühzeitig und langfristig. Der Zinseszins-Effekt lässt selbst kleine Sparbeträge zu einer beachtlichen Summe anwachsen.  
  4. In kurzfristigen Aktionismus verfallen: Lassen Sie sich nicht von Börsennews zu Kurzschlussreaktionen hinreißen, sondern halten Sie an Ihrer Strategie fest.  
  5. Ausschließlich auf Heimataktien setzen: Streuen Sie Ihr Vermögen weltweit und branchenübergreifend, anstatt ausschließlich in den DAX oder Aktien Ihres Arbeitgebers zu investieren. So vermeiden Sie Klumpenrisiken. 
  6. Blind „the dip“ kaufen: Schlagen Sie bei Kursverlusten nicht einfach zu, sondern analysieren Sie, warum der Kurs einer Aktie gefallen ist und beziehen Sie weitere Kennzahlen ein.   
  7. Das Bauchgefühl mit einer Anlagestrategie verwechseln: Hinterfragen Sie bei der Geldanlage Ihre Intuition und besprechen Sie weitreichende Entscheidungen vorher mit Personen Ihres Vertrauens.  
  8. Angst davor haben, etwas zu verpassen: Fear Of Missing Out (FOMO) verleitet oft zu risikoreichem Verhalten und dem Entstehen von Blasen.  
  9. Zum Jünger von Crash-Propheten werden: Überhaupt nicht in Aktien zu investieren, ist oft verlustreicher als zu investieren und einen Crash mitzumachen.  
  10. Transaktionskosten unterschätzen: Vergleichen Sie verschiedene Broker und informieren Sie sich über die unterschiedlichen Order-Arten.  
  11. Zu wenig Liquidität halten: Haben Sie immer genug Geld verfügbar, um bei einer günstigen Gelegenheit Aktien nachkaufen zu können. 

Als Teil einer Gemeinschaft, wie der Hanseatischen Anleger-Community, können Sie sich mit Gleichgesinnten austauschen und somit die häufigsten Anlegersünden umgehen. Zudem versorgen wir Sie mit wissenschaftlich fundierten Informationen und Marktanalysen.  

3 Warnsignale für eine kritische Marktphase

  • Warnsignal 1: Mit umfangreichen Konjunkturprogrammen wurden die Folgen der Corona-Pandemie abgeschwächt. Dieser Rückenwind lässt nach.  
  • Warnsignal 2: Das Zentralbanksystem der USA (FED) kündigt wiederholt an, „seine Instrumente nutzen zu wollen, um zu verhindern, dass die Inflation sich festsetzt“. Ob das FED anders als 2018 nachhaltig in Kauf nehmen wird, dass dies einen Börsen- und Immobiliencrash verursachen könnte, bleibt offen. Denn das zweite ausgerufene Ziel neben der Bekämpfung der Inflation lautet, die Wirtschaft und einen starken Arbeitsmarkt zu stützen.  

    Markt-Experte Louis-Vincent Gave vom Research-Institut Gavekal Research meint in einem Interview mit „theMarket.ch“, dass die heutige Inflation „kein Unfall“ sei, sondern gewollt. Staaten entschuldeten sich über die Inflation, worauf die Notenbanken jahrelang hingearbeitet hätten. Dies sei vergleichbar mit den Fünfziger- und Sechzigerjahren, in denen man durch 15 Jahre negativer Realzinsen die Kriegsschulden verschwinden ließ.  
  • Warnsignal 3: Ein Blick auf die Entwicklung der kleineren Aktien (Nebenwerte) verrät, dass diese sich im vergangenen Jahr nur seitwärts entwickelt haben. Das schwindende Vertrauen in diese Titel fällt auf, weil sie so klein sind, wie Gäste, die von einer kleinen Hausparty verschwinden. Die großen Titel wie Apple, Facebook und Google sind vergleichbar mit einem großen Ball, auf dem es nicht auffällt, wenn einige Gäste langsam das Parkett verlassen. Die Fassade beginnt zu bröckeln.

Stärker schwankende Börsen lösen Emotionen aus. Wie Sie Geld in Aktien richtig anlegen. Diese 11 Anlegersünden sollten Sie in dieser Situation vermeiden:  

1. Angst vor Aktien haben

Ein Fehler, den Anleger in der Krise vermeiden sollten ist, sich komplett von der Börse zurückzuziehen. Viele Aktien haben Weltkriege und Hyperinflationen überstanden, was die meisten Währungen und die Anlageklasse der Anleihen nicht von sich behaupten können. Aktien sind eine verbriefte Beteiligung am Wachstum von Unternehmen. Mit einem modernen Depot kann man weltweit diversifizieren.  

So behalten Sie starke Neven bei Kursverlusten

Schauen Sie seltener ins Depot und wählen Sie einen Anlagehorizont von mindestens 5 bis 10 Jahren. Der Nachteil von Aktien ist, dass sie fast rund um die Uhr an den Börsen gehandelt werden. Ihre Schwankungen sind daher in Echtzeit zu beobachten. Das löst Emotionen aus. Finanzwissenschaftler stellten fest, dass Menschen, die seltener in ihr Depot schauen, höhere Renditen erzielen – mutmaßlich, weil kurzfristige Aktionen aus Angst oder Gier dadurch unterbunden werden. 

Nur wenige Deutsche investieren in Aktien, Fonds und ETFs

Gemäß des Deutschen Aktieninstituts besaßen im Jahr 2020 nur 7,6 % der deutschen Bevölkerung Einzelaktien. Das entspricht etwa 5,3 Mio. Bürgern und damit immerhin 1,2 Mio. mehr als im Vorjahr. Bezieht man das indirekte Investment in Aktien über Fonds und ETFs mit ein, waren es immerhin 17,5 % der Bevölkerung (12,35 Mio. Menschen). Trotz des Aktienbooms sind diese Zahlen ernüchternd niedrig. Sie befinden sich auf dem Niveau vor der Krise 2001, nachdem sie in den 19 Jahren dazwischen relativ konstant waren. Der Boom wird vor allem von Frauen und jungen Menschen befördert – ein Hoffnungsschimmer. 

2. In finanzpsychologische Fallen tappen

Menschen verhalten sich bei der Geldanlage selten rational. Die Gründe liegen in der Evolution. Das menschliche Gehirn hat in zwei Millionen Jahren Überlebenstaktiken gelernt, die vor allem auf Intuition beruhen. Präzises mathematisches Denken, das bei der rationalen Geldanlage elementar ist, hat sich bestenfalls seit 4.000 Jahren entwickelt.  

Der Psychologe Daniel Kahnemann hat erforscht, dass das menschliche Gehirn wie eine Assoziationsmaschine funktioniert, die ständig versucht, Abkürzungen zu nehmen (sogenannte Heuristiken). Dabei unterlaufen ständig Fehler, die man in der jungen Forschung der Finanzpsychologie als „Biase“ oder „Verzerrungen“ bezeichnet. Weit über 100 solcher Trugschlüsse wurden bereits erforscht und katalogisiert.

Behavioral Finance: Die häufigsten psychologischen Fallen

In unserer Finanzpsychologie-Serie nehmen wir regelmäßig häufig zu beobachtende Biases bei der Geldanlage unter die Lupe und geben Tipps, wie Sie diese psychologischen Fallen umgehen.  

3. Exponentielles Wachstum unterschätzen

Eine weitere Schwachstelle des menschlichen Gehirns: Wir haben kein intuitives Verständnis für exponentielles Wachstum, das dem Zinseszins-Effekt zugrunde liegt. Dabei entfaltet dieser insbesondere bei langfristigen Sparprozessen seine magische Wirkung.  

Beispiel für den Zinseszins-Effekt

Jemand, der 10 Jahre lang jeden Monat 1.000 € anlegt mit einer durchschnittlichen Rendite von 0,50 % pro Monat, hat nach 10 Jahren 120.000 € eingezahlt, aber zusätzlich rund 45.000 € durch den Zinseszinseffekt verdient. Nach 30 Jahren ist der Effekt frappierend: Bei gerade einmal 360.000 € Investitionssumme liegt der Wert des Depots bei über zwei Millionen Euro. Der Zinseszinseffekt macht dabei über 80 % vom Vermögensaufbau aus.  

ZeitraumKapital inkl. ZinseszinsRenditeLaufend eingezahltErtrag durch Zinseszins
10 Jahre164.698,74 €0,5 % pro Monat120.000,00 €44.698,74 €
15 Jahre292.272,81 €0,5 % pro Monat 180.000,00 €112.272,81 €
20 Jahre464.351,10 €0,5 % pro Monat 240.000,00 €224.351,10 €
25 Jahre696.458,93 €0,5 % pro Monat 300.000,00 €396.458,93 €
30 Jahre2.014.052,66 €0,5 % pro Monat 360.000,00 €1.654.052,66 €

Zeit der Verdoppelung mit 72er-Regel berechnen

Eine hilfreiche Faustregel für die Berücksichtigung des Zinseszinses ist die sogenannte 72er-Regel. Teilt man die Zahl 72 durch die Rendite einer Geldanlage, erhält man die Dauer, die es für eine Verdoppelung benötigt. Als Formel gilt i = Rendite und t = Zeit. Daraus leitet sich ab t = (72 / i). 

Bei einer Wertentwicklung von 6 Prozent pro Jahr benötigt ein Anleger 12 Jahre, um eine Verdoppelung zu erzielen. Wer einen Geldbetrag für einen festen Zeitraum anlegen möchte, kann mithilfe der Regel ermitteln, welche Rendite er oder sie für eine Verdoppelung benötigt: i = 72/t. Bei einer Anlagedauer von 10 Jahren ist ein Plus von 7,2 Prozent pro Jahr für die Verdoppelung des Kapitals notwendig. 

4. In kurzfristigen Aktionismus verfallen

Ein weit verbreiteter Fehler an der Börse ist das kurzfristige und aktionistische Reagieren auf Börsennews und Schlagzeilen. Eine gute Anlagestrategie braucht Zeit, um sich zu entfalten. Wenn Ihr Depot gut diversifiziert ist und einen hohen Aktienanteil hat, können Sie sich im Grunde zurücklehnen und Ihr Geld arbeiten lassen. Wer mehr Zeit für das Wesentliche im Leben haben möchte, kann in Erwägung ziehen, das Vermögens-Management komplett zu delegieren z.B. an einen Fondsmanager oder zertifizierten Anlageberater. 

So vermeiden Sie Kurzschlussreaktionen

Lassen Sie sich nicht von Börsennews beunruhigen und deaktivieren Sie Push-Nachrichten auf dem Smartphone. Schlagzeilen sind meist bewusst reißerisch, um möglichst viele Klicks und somit Werbeeinnahmen zu generieren. Suchen Sie sich gezielt vertrauenswürdige Ansprechpartner, Berater oder vereinigen Sie sich in Börsenstammtischen oder Gesprächsrunden, um in Ruhe über die wesentlichen Pfeiler Ihrer Strategie zu diskutieren. Das kann Ihnen über viele Jahre gesehen hohe Renditen bringen und Verluste ersparen.  

5. Ausschließlich auf Heimataktien setzen

Der „Home Bias” bezeichnet die wissenschaftlich nachgewiesene Tendenz von Anlegern, übermäßig große Teile Ihres Depots im Heimatland zu investieren oder die wirtschaftliche Entwicklung im Heimatland überzubewerten. Viele Menschen in Deutschland schauen auf den DAX, um die Entwicklung der weltweiten Wirtschaftslage zu bewerten. Dabei besteht der DAX grade einmal aus 40 deutschen Unternehmen, die für die Weltwirtschaft völlig unbedeutend sind.

Größtenteils in Deutschland zu investieren, führt zu einem Klumpenrisiko. Dabei bieten die internationalen Börsen die perfekte Möglichkeit zur weltweiten Diversifikation des Vermögens. Ein verwandter Effekt ist das Kaufen von Aktien der eigenen Firma. Gerät diese in Schwierigkeiten ist somit nicht nur das Einkommen, sondern auch das investierte Vermögen in Gefahr. Dennoch kann es im Falle von Mitarbeiterrabatten günstig sein, in Firmenaktien zu investieren, solange man sein

sonstiges Vermögen breit streut.

6. Blind „the dip“ kaufen

„Buy the dip“ (BTD) ist Englisch und heißt so viel wie „Kaufe den Tiefpunkt“. Diese vermeintliche Börsenweisheit klingt im ersten Moment wie ein guter Tipp. BTD geht davon aus, dass eine Aktie nach einem starken Kursverfall wieder im Sinne einer Rückkehr zum Mittelwert steigen wird (Mean Reversion). Leider ist das nur allzu häufig ein Trugschluss.  

BTD am Beispiel Wirecard

Nehmen Sie z.B. die Aktie der Wirecard AG: Im März 2018 lag ihr Kurs bei etwa 175 €. Am 27. April 2020 stand sie bei 137 € und fiel bis zum 07. Mai auf etwa 80 €. Könnte das nicht ein günstiger „Dip“ gewesen sein? Offensichtlich dachten sich das viele Aktionäre, denn die Aktie stieg anschließend tatsächlich wieder auf über 100 €. Doch schon am 29. Juni 2020 notierte sie bei unter 2 €. 

Weitere Faktoren in Kaufentscheidung einbeziehen

Zugegeben, in vielen Fällen könnte die Strategie gut gehen, aber im Durchschnitt tut sie es nicht. Die bloße Information, dass eine Aktie gerade um 10, 20 oder sogar 50 % gefallen ist, heißt noch lange nicht, dass sie günstig ist. Erst einmal ist sie nur weniger wert bzw. preiswerter als zuvor. Die Mathematik ist hier unerbittlich. Aktienkurse können sich wie radioaktive Elemente erstaunlich häufig halbieren, bevor sie endgültig zerfallen sind. Kaufen Sie nicht blind nach Kursverlusten. Beziehen Sie weitere Faktoren in Ihre Entscheidung ein.

7. Das Bauchgefühl mit einer Anlagestrategie verwechseln

Börsen sind das Abbild emotionaler Entscheidungen der Marktakteure. Sowohl in Panik- als auch in Euphorie-Momenten kommt es zu Übertreibungen. Das widerspricht der These effizienter Märkte, ist aber wahr. So ist auch zu erklären, dass sich der Markt nach dem Corona-Crash 2020 in nur wenigen Wochen wieder völlig erholt hat. Rein rational betrachtet, war es kurz vor dem Crash genauso unklar wie die Wochen danach, wie sich die Pandemie entwickeln würde.

So lassen Sie sich nicht zu stark von Ihrem Baugefühl lenken

Versuchen Sie, nicht zu sehr auf ihr Bauchgefühl zu hören, besonders in Extremsituationen wie Euphorie oder Panik. Sprechen Sie erst mit jemandem oder besser noch: Agieren Sie systematisch. Richten Sie in guten Phasen Automatismen wie Stop-Loss-Orders ein, um ihre Entscheidungen von Ihrem Bauchgefühl zu trennen. Geben Sie sich selbst ein Risiko-Budget, ab dem Sie Absicherungen oder Verkäufe vornehmen bzw. Nachkäufe tätigen und halten Sie sich daran.    

8. Angst davor haben, etwas zu verpassen (FOMO)

„Fear Of Missing Out“ (FOMO) beschreibt die Angst von Anleger:Innen, einen großen Trend oder etwas ähnliches zu verpassen. Es ist eine gefährliche Mischung aus Angst und Gier – Angst nicht dabei gewesen zu sein und Gier nach einem überproportionalem Wachstum. FOMO ist daher ein gefährliches Phänomen, das sich besonders in Börsenhypes beobachten lässt, wie zuletzt dem Bitcoin-Boom. Soziale Medien wie Twitter beflügeln die Angst des Verpassens.  

Was sind die Gefahren von FOMO?

Zum einen führt die zwanghafte Sorge, etwas zu verpassen dazu, dass Menschen unangemessen hohe Risiken eingehen. Sie blenden aus emotionalen Beweggründen das Rationale aus und springen auf einen Hype auf. Das einzige Ziel: Dabei sein – egal was es kostet. Insbesondere der letzte Teil kann dabei sehr teuer werden. 

Zum anderen neigen Hype-Entwicklungen zur Übertreibung, sodass sie häufig in Blasen enden und platzen. Der Teil der Marktakteure, die aus FOMO auf einen Trend aufspringen und nicht aus intrinsischen Motiven, ist also spät dran. Sie werden meist nur die Spitze des Wachstums mitnehmen, aber dafür das volle Platzen der Blase. Das soziale Phänomen der FOMO ist ernst zu nehmen und kann jedem unterlaufen. Hinterfragen Sie in Extremsituationen (auch in positiven Trends) Ihre wahren Beweggründe.

Vermeiden Sie das Handeln aus Gier oder Angst.  

9. Zum Jünger von Crash-Propheten werden

Sogenannte Crash-Propheten sind Menschen, die in der Öffentlichkeit wiederholt vor Krisen warnen. Oft nutzen sie die Angst ihres Publikums aus, um ihre eignen Interessen zu verwirklichen. Dabei agieren sie nicht selten als Fondsmanager und bieten vermeintlich krisensichere Portfolios an oder möchten die Verkaufszahlen ihrer Bücher steigern. Prominente Beispiele sind Max Otte und Dirk Müller.  

Ihre Argumente und die Risiken, vor denen sie warnen, sind nicht immer falsch. Lediglich die Schlussfolgerung, dass aus allen Warnsignalen und Risiken auch ein handfester Börsencrash erwächst, ist in vielen Fällen inkorrekt. Richtig ist nur, dass in der Regel vor jedem Börsencrash auch Warnsignale erkennbar sind. Dieser Zusammenhang gilt jedoch nicht linear andersherum.  

Die Folgen für Anleger

Sich auf Crashpropheten einzulassen, heißt, in vielen Börsenphasen nicht zu investieren, in denen es zwar Warnsignale gibt, diese sich allerdings in Wohlgefallen auflösen oder der eigentliche Crash viel geringer ausfällt. Zu häufig „an der Seitenlinie zu stehen“ kann viel mehr Rendite kosten, als zu investieren und den Crash mitzunehmen. Aktien in vermeintlichen Krisen zu verkaufen oder das Portfolio durch Derivate abzusichern, kann vor allem für Privatanleger ein teures Unterfangen sein.  

10. Transaktionskosten unterschätzen

Selbst günstig wirkende FinTechs oder Neobroker haben viele versteckte Gebühren im Kleingedruckten versteckt, die man spätestens beim Platzieren von ausländischen Transaktionen oder exotischeren Vorhaben zu spüren bekommt. Demzufolge gilt es, achtsam zu sein, einige Grundregeln zu beherrschen und vor allem ein Verständnis dafür zu entwickeln, welche Interessen die jeweiligen Plattformen verfolgen.  

Die Tricks der Broker

Broker und andere Handelsplätze haben stets das Interesse, Sie zu möglichst vielen „Trades“ zu verleiten. Nicht ohne Grund stellen sie mikrosekündlich aktualisierte Börsendaten bereitwillig zur Verfügung. Sie möchten die Nutzer durch das wilde Aufblitzen von grünen und roten Zahlen dazu verleiten, Emotionen zu empfinden und dadurch möglichst oft zu handeln.  

So vermeiden Sie hohe Transaktionskosten

Neben der Wahl einer vertrauensvollen und möglichst günstigen Plattform empfehlen wir besonders, auf die richtige Order-Art zu achten, vor allem beim Aktienhandel. Anfänger begehen oft den Fehler, aus Unwissenheit oder Ungeduld, der Auswahl der Orderart keine Beachtung schenken. Dabei wird jedoch viel Geld verschenkt.  

Die Basis-Order ist die sogenannte Markt- bzw. Market-Order. Die Order (Kauf oder Verkauf) wird einfach zum aktuell günstigsten Kurs im Orderbuch ausgeführt, deshalb wird sie oft auch als „billigst“ gekennzeichnet. Man kann nicht näher bestimmen, ob bei der Ausführung der gewünschten Order, eine bestimmte Schwelle beachtet werden soll. Gibt es zwischen Ordererteilung und -durchführung einen starken Preisanstieg kauft man im Zweifel sehr teuer ein. Das gleiche gilt umgekehrt beim Verkaufen. Viele Börsenanfänger wählen einfach diese Form der Order, weil sie einfach oder vorausgewählt ist.  

Deshalb gibt es alternativ sogenannte Limit-Orders. Gerade in stark schwankenden Börsenphasen sollte man darauf zurückgreifen, denn die Market-Order könnte zu ungünstigen Ergebnissen führen. Hierbei legen Sie mit einem Limit fest, zu welchem Preis die Aktie mindestens (höchstens) verkauft (gekauft) werden darf. Dabei ist zu beachten, dass mit der Durchführung der Order gewartet wird, bis ein passendes Angebot an der Börse gefunden wird. Kommt es auf Schnelligkeit an, scheidet dieser Weg aus, besonders bei weit gesetzten Limits.  

Möchte man in seinem Aktienportfolio zu hohe Verluste vermeiden, kann man eine sogenannte Stop-Order eingeben. Diese gleicht einer Market-Order, die dann automatisch ausgeführt wird, wenn eine vordefinierte Preisschwelle nach unten durchbrochen wird. Das nennt man eine Stop-Loss-Order, weil der Verlust gestoppt wird. So lässt sich der Verlust zwar nicht präzise, aber grob begrenzen. Es gibt auch die Stop-Buy-Order, bei der ein Kauf ab oder bis zu einer bestimmten Schwelle erfolgt.  

Die Weiterentwicklung ist eine Trailing-Stop-Order. Dabei wird das „Stop-Niveau“ nicht absolut festgelegt, sondern entwickelt sich im Falle steigender Kurse weiter mit nach oben. So kann man z.B. festlegen, dass die Aktie verkauft werden soll, sobald sie um 20 € fällt, unabhängig von ihrem jeweiligen Kurs.  

Eine weitere Abwandlung ist eine Stop-Limit-Order. Dabei wird ab einem bestimmten „Stop-Niveau“ eine Verkaufsorder gesetzt, die allerdings als limitierte Order gehandelt wird und nicht als Markt-Order zum „billigsten“ Kurs. Das jeweilige Limit kann zuvor bestimmt werden im Sinne einer „Was-wäre-wenn-Strategie“.  

11. Zu wenig Liquidität halten

Wer zu wenig Liquidität vorhält, ist im Nachteil. Widerspricht das nicht allem, was zuvor beschrieben wurde? Nein, je nach Risikobedürfnis sollten Sie einen möglichst großen Teil Ihres Geldes investieren, anstatt es auf einem Sparkonto ohne Zinsen der Inflation und Verwahrentgelten auszusetzen. Aber in Phasen, in denen der Markt einbricht, benötigen Sie Geld, um günstig nachzukaufen.  

So bleiben Sie flüssig

Dafür kann es sich lohnen, in guten Phasen bewusst einen Anteil in Form von Cash oder z.B. sehr defensiven Fonds bzw. Aktien zu halten, um diese in einem Markteinbruch oder einer Panik günstig in offensivere Titel umzuschichten. Eine bekannte Börsenweisheit, die diesen Ratschlag auf den Punkt bringt, lautet: „Werde gierig, wenn andere ängstlich sind“. Dieses Vorgehen wird, gerade inmitten einer Haussephase Ihrer Intuition stark widersprechen, aber kann sehr viel wert sein, wenn es zu einem Crash kommt.

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