Aktuelle News · 17.12.2021
Ratgeber: CRISPR: Aktien, Chancen und Risiken der Genschere
Was steckt hinter der CRISPR/Cas-Methode?
- Anwendungsbereiche
- Aktienkurse
- Chancen & Risiken verständlich erklärt
CRISPR: Aktien, Chancen und Risiken der Genschere
Unerwünschte Genabschnitte wegschneiden und so Krankheiten heilen oder Viren ausschalten: Das verspricht die CRIPR/Cas-Methode. Erfahren Sie hier, welche Chancen und Risiken die Genschere mit sich bringt und was Sie als Anleger über diese Zukunftstechnologie wissen sollten.
Auf einen Blick: Was ist CRISPR?
- DCRISPR/Cas ist die biotechnologische Methode, aus der DNA einer Zelle einzelne Gene herausschneiden, zu ersetzen und somit Erbkrankheiten zu bekämpfen.
- Vor allem im medizinischen Bereich ruhen viele Hoffnungen auf CRISPR: von der Heilung von Krebs und Aids über den Kampf gegen (Corona-) Viren wie SARS-CoV-2 bis hin zur Eliminierung vieler Erbkrankheiten.
- In Europa und vor allem Deutschland sind Forschung und Anwendungen rund um die Genschere stark reglementiert. Ethische Bedenken gibt es vor allem bei Veränderung des Erbguts, das an Nachkommen weitergegeben wird.
Aktien rund um CRISPR: Wie kann ich investieren?
Betrachtet man Unternehmen, die mit der Genschere forschen und arbeiten, sticht vor allem eines heraus: CRISPR Therapeutics. Mitgründerin dieses Schweizer Unternehmens ist Emmanuelle Charpentier, eine der beiden Forscherinnen, die die CRISPR-Methode entwickelt hat und dafür 2020 mit dem Chemie-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. CRISPR Therapeutics entwickelt Medikamente und Therapien in den Bereichen Immunonkologie, Hämoglobinopathien (z.B. Sicherzellenanämie), Diabetes Typ I und sog. In-vivo-Ansätze. Die beiden erstgenannten Bereiche befinden sich mittlerweile bereits im Stadium der klinischen Studien und könnten in naher Zukunft marktfähige Produkte hervorbringen.
Aktie | Kurs | Depotwert wenn 2018 100.000 € investiert wurden |
CRISPR Therapeutics | 66,00 € | 235.600 € |
Editas Medicine | 24,25 € | 97.000 € |
Intellia Therapeutics | 99,92 € | 713.800 € |
Vertex Pharmaceuticals | 187,12 € | 124.800 € |
Achtung: In einzelne Aktien bzw. eine einzelne Branche zu investieren, ist mit einem hohen Risiko verbunden. Vor allem der Bereich Biotechnologie und Healthcare gilt als äußerst volatil, wie sich zum Beispiel auch am Auf und Ab von Impfstoff-Aktien zeigt.
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3 Einsatzbereiche von CRISPR außerhalb der Medizin
Nicht nur im medizinischen Bereich ruhen viele Hoffnungen auf CRISPR. Die Methode könnte auch bei der Bewältigung folgender Zukunftsprobleme helfen.
- Ernteausfälle durch den Klimawandel
In der Landwirtschaft könnten mit der CRISPR/Cas9-Methode zum Beispiel Sorten gezüchtet werden, die besser an die Herausforderungen angepasst sind, die mit der Klimaerwärmung einhergehen. So könnten Feldfrüchte längere Dürreperioden mit weniger Wasser bei gleichzeitig höheren Temperaturen ertragen.
- Verzicht auf Schad- und Giftstoffe
Ebenso könnte man Ernteeinbußen oder -ausfälle durch Giftstoffe, Krankheiten oder Schädlinge verhindern, indem man Pflanzen abhärtet oder immunisiert. Gleichzeitig würde der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduziert.
- Tierzucht
Im Bereich der Tierzucht ermöglicht es CRISPR/Cas9, Nutztierrassen widerstandsfähiger gegen äußere Einflüsse wie Krankheiten zu machen. Mit “Genome Editing” könnte auch die Zucht vorangebracht und Erträge gesteigert werden. Ein Beispiel sind Schweine mit einem deutlich stärkeren Muskelwachstum als bisherige Rassen oder Milchkühe mit einer höheren Milchleistung. Der Vorteil zu herkömmlichen Zuchtwegen sind weniger Zeitaufwand, geringere Kosten und das niedrigere Risiko einer Fehlzucht mit Zielverfehlungen und unerwünschten Nebenergebnissen. Die CRISPR/Cas9-Methode wäre hier eine Art kostengünstige Abkürzung, die es ermöglicht, direkt und sehr präzise die erwünschten Eigenschaften in die DNA des Tieres zu implementieren.
Welche Risiken und Bedenken gibt es zu CRISPR?
- Ethische Bedenken an der Genmodellierung
Ethisch ist die Genmodellierung sehr umstritten, vor allem dann, wenn es sich um Eingriffe in die Keimbahn handelt, Genveränderungen also auch an die Nachkommen weitergegeben werden. Darf der Mensch Gott spielen? – Das ist die Frage, die sich angesichts neuer Möglichkeiten stellt, die genetische Struktur des bisher Bekannten an Pflanze, Tier und letztendlich auch Mensch grundlegend und nach eigenem Ermessen zu verändern.
- Verpassen Deutschland und Europa den Anschluss?
In Europa und vor allem Deutschland sind Gentechnologien wie CRISPR streng reglementiert. Die Angst, dass erneut eine Gelegenheit verpasst wird, trotz wissenschaftlicher Möglichkeiten und guten Grundvoraussetzungen auf den zukunftsträchtigen Trend aufzuspringen, ist groß. Dies ist wohl hauptsächlich auf die gesetzliche Grundlage innerhalb der EU zurückzuführen, die Forschung im Bereich der Genforschung deutlich strenger reguliert, als es zum Beispiel in den USA der Fall ist. Dort waren bis zum Jahr 2019 134 Unternehmen tätig, die sich aktiv mit CRISPR/Cas im Bereich von Gesundheit, Medizin und technischen Verbesserungen beschäftigten. Nicht ohne Grund ist mit CRISPR Therapeutics der wohl größte europäische Vorreiter in dieser Branche in der Schweiz und somit außerhalb der EU ansässig.
Ausweitung der Genschere auf nicht-bakterielle Zellen
Nach der von Charpentier und Doudna entwickelten CRISPR/Cas-Methode war es nun möglich, gezielt DNA-Sequenzen von Bakterien an der richtigen Stelle zu durchtrennen. Die wissenschaftliche Arbeit des Forschers Feng Zhang vom Massachusetts Institute of Technology zeigte, dass sich dieses Vorgehen auch auf nicht-bakterielle Zellen, wie z.B. bei denen von Viren anwenden lässt und eröffnete der Genforschung somit ein breites Spektrum für die Anwendung der CRISPR/Cas9-Methode.
Genome Editing: Veränderung bestimmter DNA-Abschnitte
Heute ist die experimentelle Forschung mit der kostengünstigen und gleichzeitig sehr präzisen sog. „Genschere“, umgangssprachlich für das CRISPR/Cas9-Verfahren, gängige Praxis. Mittels modellierter RNA (Ribonukleinsäure, wobei das “A” für das englische Wort “Acid” für Säure steht) wird das Proteinmolekül Cas9 an die richtige Stelle auf der zu bearbeitenden DNA transportiert, wo es die entsprechende Sequenz dann durchtrennt. Man spricht hierbei vom „Genome Editing“, da nicht die gesamte DNA, sondern nur eine bestimmte Stelle eben dieser verändert wird.