Aktuelle News · 05.10.2021
Ratgeber: In Anleihen investieren: Ist das noch sinnvoll?
In Anleihen investieren und so gewissermaßen zum Gläubiger des Staates werden: Lange waren solche verzinsten Schuldscheine eine beliebte Möglichkeit, um das Portfolio zu diversifizieren und abzusichern. Heute bringen Anleihen kaum noch Rendite. Haben sie ausgedient, oder könnten sie trotzdem noch eine wichtige Rolle spielen?
Jetzt lesenIn Anleihen investieren: Ist das noch sinnvoll?
In Anleihen investieren und so gewissermaßen zum Gläubiger des Staates werden: Lange waren solche verzinsten Schuldscheine eine beliebte Möglichkeit, um das Portfolio zu diversifizieren und abzusichern. Heute bringen Anleihen kaum noch Rendite. Haben sie ausgedient, oder könnten sie trotzdem noch eine wichtige Rolle spielen?
Auf einen Blick: Was sind Anleihen und welche Rolle spielen sie im Portfolio?
- Wenn Sie in Staatsanleihen investieren, sind Sie – stark vereinfacht ausgedrückt – Kreditgeber einer Regierung. Denn mit diesen Anleihen besorgen sich Staaten und Unternehmen Geld auf dem Kapitalmarkt.
- Je besser die Bonität des Herausgebers, desto geringer ist das Risiko für Anleger aber desto niedriger sind auch die Zinsen. Deutsche Bundesanleihen zum Beispiel sind zwar sehr sicher, sie versprechen aber kaum Rendite.
- Bisher investierten Anleger meist in Staatsanleihen, um ihr Portfolio abzusichern und zu diversifizieren. Denn wenn Börsenkurse einbrachen, waren die Staatsanleihen stets ein sicherer Hafen. Die Korrelation verlief negativ.
- Das Vorzeichen dieser Korrelation hat sich mittlerweile geändert: Steigen die Aktienkurse, gewinnen immer häufiger auch Anleihen an Wert. Das Diversifizierungspotenzial sinkt und mit steigenden Zinsen sind Verluste bei Anleihen zu erwarten.
- Mehr Gewinnchancen versprechen Staatsanleihen aufstrebender Schwellenländer. Diese sind allerdings mit einem hohen Risiko behaftet.
Was spricht für Anleihen im Portfolio?
Allen Unkenrufen zum Trotz haben sich Staatsanleihen mit längeren Laufzeiten auch in den letzten Jahren als wichtiger Bestandteil vieler Portfolios bewährt. Das hat folgende Gründe:
- Diversifikation: Staatsanleihen wiesen in der Vergangenheit eine negative Korrelation zum Aktienmarkt auf, was eine deutliche Diversifikation im Portfolio ermöglichte.
- Positive Erträge: Bestehende Positionen erzielten noch positive Erträge und dank des weiter gesunkenen Zinsniveaus sogar zusätzliche Kursgewinne. Die Erfolgsgeschichte von Anleihen als Kombination zu Aktien setzte sich also weiter fort.
- Renditechance in bestimmten Segmenten: Weiterhin bieten sich Anlegern auch heute noch deutlich positive Renditen etwa bei Staatsanleihen von Emerging Markets und High-Yield-Unternehmensanleihen, wenngleich mit wesentlich höherem Risiko.
- Sicherer Hafen in Krisenzeiten: Die Staatsanleihen der stärksten Industrieländer gelten als eine der wenigen krisenfesten Anlageformen, in die sich Anleger bei einem volatilen Aktienmarkt flüchten. Das macht Anleihen in turbulenten Phasen attraktiv und kann letztlich sogar die sonst negativen Renditen rechtfertigen. Es mag sein, dass sich die Spielregeln eines Tages dauerhaft verändern. Aber solange die Politik der Zentralbank auf absehbare Zeit sehr locker bleibt, scheint diese Zeit noch nicht gekommen.
Was spricht dagegen, in Anleihen zu investieren?
- Keine oder negative Renditen: Einst galten Staatsanleihen der führenden Industrieländer als Quelle des „risikolosen Zinses“. Heute lässt sich dieser Begriff umdrehen, denn sie bieten nun eher ein „zinsloses Risiko“. So muss man vielerorts angesichts negativer Renditen inzwischen drauflegen, um Staaten sein Geld leihen zu dürfen. Die negativen Endfälligkeitsrenditen lassen sich nur durch aktives Management vermeiden, wenn aufgrund zwischenzeitlicher Kursschwankungen mit einem Kursgewinn verkauft werden kann.
- Kursverlust bei steigenden Zinsen: Weil die Zinsen bereits bei praktisch null sind, ist das Potenzial für weitere Kursgewinne kaum vorhanden. Hinzu kommt das Risiko, dass die Zinsen eines Tages wieder steigen, wodurch gerade die langlaufenden Anleihen deutlich an Wert verlieren würden.
- Verringertes Diversifikationspotenzial: Das dritte Problem ist die zuletzt erheblich gestiegene Korrelation zwischen Aktien und Anleihen. Diese war zuvor lange Zeit negativ und ermöglichte eine sehr gute Diversifikation zum Aktienmarkt. Aber nun liegt der Wert im positiven Bereich, was Marktbeobachter auf den deutlichen Anstieg der Inflationserwartungen zurückführen. Der damit verbundene Verlust an Diversifikationspotenzial könnte dazu beitragen, dass Anleihen weniger nachgefragt und folglich niedriger bewertet werden, also Kursverluste erleiden. Damit entfällt auch das letzte Kaufargument des starken Diversifikationseffekts, mit dem einige Anleger die negativen Renditen bisher noch rechtfertigen konnten.
Dargestellt ist der Verlauf der Korrelation zwischen Aktien (S&P 500) und Staatsanleihen (10-jährige US-Treasuries) über die letzten 20 Jahre. Zuletzt drehte die bisher weitgehend negative Korrelation in den positiven Bereich, wodurch sich das Diversifikationspotenzial deutlich reduzierte
Fazit: Ist in Anliehen zu investieren noch sinnvoll?
In der Vergangenheit mögen Staatsanleihen als fester Bestandteil im Portfolio optimal gewesen sein. Aber für die Zukunft scheint es ausgeschlossen, dass sie diese Rolle weiterhin erfüllen können.