Aktuelle News · 10.02.2022

Ratgeber: Legalisierung von Cannabis: Lohnt es sich, zu investieren?

Sollte ich jetzt in Cannabis-Aktien investieren?
- Anwendungsbereiche & Unternehmen
- Risiken umgehen
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Finanzratgeber

Autor*in Tobias Gabriel

Legalisierung von Cannabis: Lohnt es sich, zu investieren?

Die Ampel-Koalition will Cannabis in Deutschland legalisieren. Was bedeutet das für private Anleger? Erfahren Sie hier, in welche Unternehmen und Aktien rund um Cannabis-Produkte Sie investieren können, welche Anwendungsbereiche vielversprechend sind und wie sich die Legalisierung gesamtwirtschaftlich auswirken könnte.

Auf einen Blick: Cannabis-Legalisierung aus Anlegersicht

  • Die Legalisierung von Cannabis eröffnet neuen und existierenden Unternehmen neue Geschäftsfelder. Vor allem im Bereich Medizin, Wellness und Kosmetik gibt es lukrative Anwendungsbereiche.
  • Darüber hinaus erhofft sich der Staat neue Steuereinnahmen, weniger Ausgaben für Polizei und Justiz sowie mehr Kontrolle und somit einen sichereren Konsum.
  • Die Euphorie wird gebremst von Gesundheitsgefahren und einem hohen Suchtpotential der bald legalen Droge.
  • Auch wenn sich die Regierungsparteien in ihrem Vorhaben einig sein: Mit der Legalisierung von Cannabis ist laut Experten aufgrund rechtlicher und organisatorischer Hürden nicht vor 2024 zu rechnen. Anleger sollten daher nicht überstürzt investieren.

Wie kann ich jetzt investieren? 3 Beispiele für Cannabis-Aktien

  1. Tilray und Aurora: Als Produzenten von Cannabis fallen u.a. diese beiden kanadischen Unternehmen auf. Sie sind weltweit in der Herstellung von medizinischem Marihuana etabliert und haben signalisiert, auch den europäischen bzw. deutschen Markt erobern zu wollen. Tilray baut seit 2020 sogar schon in Deutschland Cannabis an – vor den Toren Hamburgs bei Neumünster in Schleswig-Holstein. Beide Unternehmen haben in der Vergangenheit Rückschläge an der Börse erleben müssen und es bleibt abzuwarten, ob die sich öffnenden Märkte den gewünschten Erfolg mit sich bringen.
  2. SynBiotic SE: Auch ein deutsches Unternehmen hat sich bereits in Stellung gebracht, um in allen Bereichen des Vertriebs von Cannabinoiden in Richtung Marktführerschaft zu streben. Nach Aussagen von SynBiotic SE-Chef Lars Müller hat man vor, „ein Starbucks für Cannabis-Produkte“ aufzubauen. Dieses ambitionierte Ziel soll unter anderem durch das Joint Venture mit dem Vertriebsunternehmen key.force GmbH bereits im nächsten Jahr umgesetzt werden.
  3. Innocan Pharma: Das israelische Unternehmen hat sich auf die Entwicklung von verschiedenen Medikamenten auf Basis von Cannabinoiden spezialisiert. Unter anderem forscht das Unternehmen an einer möglichen Einsetzbarkeit bei der Therapie von COVID-19.

HAC-Tipp: So investieren Sie clever in Cannabis

Egal, ob Produktion, Vertrieb oder Anwendung von Cannabis-Produkten: Es handelt sich um eine noch junge Branche, deren weitere Entwicklung kaum abzusehen ist. Setzen Sie daher nicht alles auf ein Unternehmen, sondern achten Sie auf eine breite Streuung. Generell sollten Cannabis-Aktien nur ein Bestandteil eines ausreichend diversifizierten Portfolios sein.

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Anwendungsbereiche von Cannabis

Über den reinen Konsum hinaus sind die Anwendungsbereiche der Hanfpflanze vielfältig. Cannabinoide Wirkstoffe rücken bei Kosmetik- und Pflegeprodukten und insbesondere im medizinischen Sektor immer stärker in den Fokus.

Cannabis in der Medizin

Während sich die Alternativmedizin seit Langem für eine therapeutische Anwendung starkmacht, wird der tatsächliche Nutzen von Cannabis bei der Behandlung von Patienten in der Schulmedizin nach wie vor kontrovers diskutiert. Die Zustimmung wächst jedoch. Nicht zuletzt deswegen, da zunehmend Studien die positiven Effekte zumindest in Teilen bestätigen können. Insbesondere bei der Behandlung von chronischen Schmerzleiden und in der Krebsheilkunde werden große Hoffnungen auf medizinisches Marihuana gesetzt.

Auch bei der Therapie zur Abmilderung der „Tics“ von Patienten mit dem sog. Tourette-Syndrom scheint Cannabis einen positiven Effekt zu haben. Seit 2018 wird zum Beispiel an der Medizinischen Hochschule Hannover in Kooperation mit anderen Universitätskliniken an einem Cannabis-basierten Medikament zur Behandlung dieser Krankheit mit vielversprechenden publizierten Zwischenergebnissen geforscht.

Hype um CBD-Produkte

Neben dem berauschenden Wirkstoff THC ist der wohl zweitbekannteste das Cannabidiol (CBD). Produkte, die CBD enthalten, erfahren seit einiger Zeit einen Hype. Da sie maximal 0,2% THC beinhalten dürfen, sind sie in Deutschland frei verkäuflich und es existieren inzwischen unzählige Anbieter. Insbesondere CBD-Öle zur Anwendung auf der Haut oder der oralen Einnahme sind beliebt. Ihnen werden positive Effekte bei Schlaf- und Essstörungen, Depressionen und Panikattacken, Rheuma, Arthritis und vielen weiteren körperlichen Beschwerden nachgesagt. Vor allem die anscheinend entzündungshemmende Wirkung von CBD ist neben dem medizinischen Sektor auch für die Kosmetikbranche bei der Entwicklung von Hautpflegeprodukten relevant.

Wissenschaftlich nicht fundiert und fehlende Qualitätsstandards

Dass es sich jedoch tatsächlich um ein solches Wundermittel handelt, ist wissenschaftlich noch lange nicht abschließend belegt und sollte vorerst mit gesunder Skepsis betrachtet werden. Nichtsdestotrotz sind die Erfahrungsberichte von Patienten durchaus positiv und somit findet CBD bei Ärzten und Apothekern immer mehr Zuspruch. Problematisch ist bei diesen Produkten vor allem, dass keine echte Regulierung existiert und die Qualität häufig stark vom erstrebenswerten Mindestmaß abweicht.

Die Gefahren von Cannabis

Der Konsum von Cannabis bedeutet im klassischen Sinne die Aufnahme von Tetrahydrocannabinol (THC). Dieser berauschende Wirkstoff hat psychoaktive Auswirkungen, die einerseits die aus medizinischer Sicht aufgeführten positiven Effekte mit sich bringen können, aber auch die psychomotorische und kognitive Leistungsfähigkeit beeinflussen. Weitere Effekte sind Störungen in der Zeitwahrnehmung, der Durchblutung und ein übermäßiger Konsum kann unter bestimmten Umständen sogar zu dauerhaften Einschränkungen und Psychosen führen. Somit herrscht eine schmale Gratwanderung zwischen Schaden und Nutzen bei der Anwendung von Cannabis. Angemessener Gebrauch und Missbrauch liegen dicht beisammen.

Nachfrage nach Hanfprodukten steigt weltweit

„Mittlerweile sind eine Vielzahl an Hanfprodukten mit dem Wirkstoff Cannabidiol (CBD) auf dem Weltmarkt zugelassen. Bis zum Jahr 2027 wird ein starker Nachfragezuwachs dieser erwartet: Besonders hoch wird der Zuwachs der Marktdurchdringungsrate im Segment „VDS“ prognostiziert. Diese soll von vier Prozent im Jahr 2019 auf rund 20 Prozent im Jahr 2027 steigen. Das VDS-Segment kennzeichnet den Markt für Vitamine und Nahrungsergänzungsmittel.

Auch für die Segmente „Gewicht“ und „OTC“ wird ein deutlicher Zuwachs der Marktdurchdringungsrate erwartet. OTC steht dabei für Over-the-counter und bezeichnet medizinische Produkte, die direkt an Konsument:innen verkauft werden – zur Behandlung von Schmerzen, Schlafstörungen oder mentaler Gesundheit.“ Quelle(n): KPMG; Grand View Research; ID 1237834

Cannabis-Legalisierung: Auswirkungen auf die Volkswirtschaft

Mit der Cannabis-Legalisierung will die Politik versuchen, einen Markt zu kontrollieren, der schon lange als Schwarzmarkt vorhanden war. Durch Lizensierung, Qualitätsanforderungen und Regulierung könnte das gesundheitliche Risiko reduziert und der Vertrieb für legale Anbieter ermöglicht werden. Hierdurch würden wiederum Arbeitsplätze geschaffen und dem Staat zusätzliche Einnahmen aus Steuern und Sozialabgaben zufließen.

Gleichzeitig erhofft man sich, dass die Kosten für Polizei und Justiz deutlich abnehmen könnten, da Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz nicht mehr geahndet werden müssten. Einer Studie des Ökonomen Prof. Dr. Justus Haucap von der Universität Düsseldorf aus dem Jahre 2018 zu Folge könnte der legale Verkauf von Cannabis jährliche Steuereinnahmen von über 1,5 Mrd. € ermöglichen. Der gesamte Finanzvorteil wurde auf jährlich 2,7 Mrd. € beziffert.

Es muss sich jedoch die Frage gestellt werden, ob der deutsche Markt neben Tabak und Alkohol eine weitere legale massentaugliche Droge braucht. Die Stigmatisierung von Cannabis ist nicht nur das Produkt von Vorurteilen, sondern es muss bedacht werden, dass der Konsum erhebliche gesundheitliche Risiken mit sich bringen kann und Cannabis bekanntermaßen ein hohes Suchtpotential birgt. Es ist wichtig, entsprechend wirksame Aufklärungsmaßnahmen durchzuführen, um von vornherein die Fehler der Akzeptanz von Tabak und Alkohol im alltäglichen Leben nicht zu wiederholen. Diese Aufklärungsmaßnahmen sollen unter anderem mit den neuen Steuereinnahmen finanziert werden.

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