Aktuelle News · 17.12.2021
Ratgeber: Sind steigende Zinsen schlecht für Aktien?
Diese Szenarien sollten Anleger kennen:
- Zusammenhang zwischen Zinsen & Aktienkursen
- Blick in die Vergangenheit
- Blick in die USA
Sind steigende Zinsen schlecht für Aktien?
Sind Aktien noch eine profitable Anlageform, wenn die Zinsen wieder steigen? Immer wieder wird diskutiert, ob ein Zusammenhang zwischen Zinsniveau und Aktienkursen besteht bzw. wie sich Ursache und Wirkung zueinander verhalten. Erfahren Sie hier, was für und gegen die Annahme spricht, dass steigende Zinsen schlecht für Aktien sein könnten.
Auf einen Blick: Sollte ich bei steigenden Zinsen in Aktien investieren?
- Es gibt sowohl Argumente, die für als auch gegen einen gegenläufigen Zusammenhang zwischen Zinsen und Aktienkursen sprechen.
- Für eine grobe Orientierung kann diese Beobachtung helfen: Growth-Werte sind in Zeiten fallender Kurse meist die bessere Wahl, während Value-Aktien eher bei steigenden Zinsen punkten.
- Tatsächlich klar negativ wären steigende Zinsen für Aktien nur, wenn es sich um übertriebene Erhöhungen handelt, mit denen das gesamte Wirtschaftswachstum abgewürgt wird. Ein extremes Beispiel dafür war Japan, wo auf diese Weise der Boom der 1980er Jahre radikal beendet wurde.
- Abseits dieses Szenarios sind moderate, angemessene Zinserhöhungen ein Zeichen dafür, dass in der Wirtschaft alles nach Plan läuft – und das ist positiv für Aktien.
Vorsicht: Grundsätzlich lassen sich keine seriösen Vorhersagen über die zukünftige Kursentwicklung treffen. Als Teil der Hanseatischen Anleger Community versorgen wir Sie regelmäßig mit wissenschaftlich fundierten Fakten zu zahlreichen Finanzthemen und beleuchten diese von sämtlichen Perspektiven.
Pro:
Was spricht dafür, dass steigende Zinsen schlecht für Aktien sind?
Anleihen werden wieder zu sicheren und verlässlichen Anlageformen, steigende Zinsen bringen börsennotierte Unternehmen in Bedrängnis und ihr zukünftiger Cashflow wird niedrig bewertet: In folgenden Szenarien könnten steigende Zinsen den Aktienkurs fallen lassen.
Anleihen fungieren bei steigenden Zinsen (wieder) als sicherer Hafen
Es ist offensichtlich, dass ein Zusammenhang zwischen Zinsen und Aktienkursen besteht. In den letzten Jahren haben wir gesehen, wie die Aktienkurse immer weiter gestiegen sind, während die Zinsen immer weiter fielen. Und es lässt sich auch gut erklären, warum das so ist: Sind die Zinsen niedrig, ist es wenig attraktiv, Anleihen zu halten, und dafür relativ gesehen umso interessanter, auf Dividendenpapiere zu setzen. Deshalb sind deren Kurse und Bewertungen parallel zu den fallenden Zinsen in den letzten Jahren gestiegen.
Das gleiche gilt aber auch umgekehrt: Sollten die Zinsen wieder steigen, verlieren Aktien gegenüber Anleihen an Attraktivität. Denn während man bei Anleihen relativ sichere Einnahmen erzielt, sind Dividendenpapiere mit hohen Kursschwankungen sowie Unsicherheiten bezüglich der weiteren Entwicklung der Unternehmen verbunden.
Steigende Zinsen belasten Unternehmen
Und auch direkt bei den Unternehmen können die Zinsen einen wichtigen Faktor darstellen. So ist Fremdkapital in Zeiten hoher Zinsen teurer, und die damit verbundenen Aufwendungen wirken sich je nach Umfang der notwendigen Finanzierung auf die Gewinnsituation aus.
Niedrig bewertete zukünftige Cashflows
Es gibt aber noch einen Kanal, über den Aktienkurse mit dem Zinsniveau verbunden sind: Der heutige Barwert zukünftiger Cashflows. Der Zusammenhang wird anhand klassischer Bewertungsmodelle deutlich, die künftige Erträge auf den heutigen Barwert abzinsen. Man kann sagen, dass ein Aktienkurs dem heutigen Wert aller künftigen Erträge entspricht. Und dieser Wert ist umso niedriger, je höher die Zinsen sind.
Contra:
Was spricht dafür, dass steigende Zinsen Aktien nichts anhaben können?
Es gibt aber auch gute Argumente, die gegen fallende Aktienkurse bei steigenden Zinsen sprechen. Folgende Szenarien sollten Anleger kennen.
Blick in die Vergangenheit: Aktienkurse stiegen oft mit den Zinsen
Auf den ersten Blick könnte man tatsächlich vermuten, dass steigende Zinsen schlecht für Aktien sind. Allerdings lässt sich empirisch zeigen, dass sich dieser Zusammenhang in der Vergangenheit meist nicht bestätigt hat. Demnach konnten die Aktienkurse oft auch bei steigenden Zinsen weiter zulegen.
Steigende Zinsen sind Indikator optimistischer Konjunkturerwartungen
Umgekehrt haben wir immer wieder beobachtet, dass die Kurse bei fallenden Zinsen zumindest zeitweise stark eingebrochen sind. Die Erklärung dafür liegt auf der Hand: Fallende Zinsen gehen mit schwächeren Erwartungen für die Konjunktur einher, was die Gewinnerwartungen der Unternehmen und deren Aktienkurse belastet. Die Notenbanken senken die Zinsen schließlich nicht zum Spaß, sondern versuchen damit, den Rezessionen einen milderen Verlauf zu verpassen. Umgekehrt ist es bei steigenden Zinsen. Hier ist davon auszugehen, dass die Konjunktur läuft und die Gewinnerwartungen – und damit auch die Aktienkurse – der Unternehmen steigen.
Beispiel USA: Allzeithochs trotz erwarteter Zinssteigerung
Das konnten wir zuletzt auch in den USA beobachten: Zwar stiegen die Markterwartungen für künftige Zinserhöhungen der Notenbank in den letzten Monaten an, aber die Kurse legten insgesamt weiter zu und verzeichneten neue Allzeithochs. Allerdings kommt es dabei auch auf den Charakter der einzelnen Aktien an.